Jägerbüchse in Kaliber .50

Die Steinschloss Jägerbüchse

Die auch als Stutzen bezeichnete Jägerbüchse war Schützentradition im deutschsprachigen Raum. Dabei war dieser optisch immer etwas schwer wirkende Waffentyp aus der Steinschlossära viel mehr als nur ein Jagdgerät. Natürlich diente diese gezogene Pflasterbüchse in erster Linie der Jägerei, wurden aber in einfacher Ausführung, auch für militärische Zwecke eingesetzt.

Waren die damaligen Heeresinspektoren anfangs wegen der längeren Ladezeiten, verglichen  mit den im Heer vorhanden glattläufigen Musketen, skeptisch, überzeugte aber bald die wesentlich verbesserte Präzision der Pflasterbüchsen. Elitären Spezialeinheiten wurden mit diesen  neuen militärischen Waffen ausgerüstet. Das treffsichere Feuer, der unter Ausnutzung von jeder erdenklichen Deckung als Einzelkämpfer operierenden Elite, sorgte bald für Furcht und Schrecken unter den Gegnern. Zu Gute kamen, ihre bei der Jagd erlernten Fertigkeiten , wie das unauffällige Bewegen im Gelände, den Jagdinstinkt, und vor allem das zum genauen Schiessen auf unterschiedliche Entfernungen so wichtige Schätzen von Entfernungen, hatte auch beim militärischen Einsatz ihre Gültigkeit. Im Laufe der Jahre erlangten die "JÄGER" einen besonderen Status bei der Truppe. In Friedenszeiten wurden sie auch zum Grenz- und Polizeidienst herangezogen. Während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges in den 1770er Jahren kamen Einheiten der "Hessische Jäger" bis nach Amerika.

Die Kalibergrößen schwankten von 14 bis 18mm, selbst innerhalb einer Kompanie.  Das lag daran, dass die von den Berufssoldaten sehr pfleglich behandelten Gewehre, immer mal wieder von den Büchsenmachern der Truppe  nachgezogen wurden, wenn sich das Profil abgenutzt hatte. Gefrischt nannte man das damals. Das war auch der Grund, dass jeder Schütze die für seine Waffe passende Kugelzangen besaß und immer auch ein kleinen Vorrat von passenden Kugeln mitführte. Also Kugeln, die genau dem Felddurchmesser entsprachen, wobei kleine Kaliberabweichungen, sich durch die Stärke des Stoffpflasters auffangen ließen.

Der Ladevorgang dauerte natürlich länger als bei einer Muskete. Denn bei ihr musste der Soldat das Pulver nur aus der Papierpatrone in den Lauf schütten und die unkalibrierte Kugel ins Rohr rollen lassen.  Auch die Jägertruppe nutze vorgefertigte Papierpatronen, mitunter sogar selbstgemachte. Jeder Mann kannte die Optimallaborierung für seine Büchse und führte ein Pulverhorn bei sich, um einzelne Zielschüsse genau vorbereiten zu können. Für den Feldeinsatz wiederum griff man auf die Taschenmunition zurück. In einigen Armeen, wie in Österreich, trugen die Jäger den Ladehammer zum Starten der Pflasterkugel in der Mündung und den eisernen Ladestock sogar neben dem Seitengewehr am Bandolier.

Stilelementen - wie den Achtkantlauf, den bis zur Mündung reichenden Vorderschaft und den mit Fingerauflage versehenen langen Abzugsbügel verdankte der Stutzen seinem Vorläufer, den von Hofbüchsenmeistern oft zu wahren Kunstwerken verzierten Radschlossbüchsen. In der Barock Ära war es die Schaftkunst mit ihren filigranen Verschneidungen und Silberdrahteinlagen, die den Waffen ihr prunkvolles Aussehen bescherte.

 

Technische Information

Die hier vorgestellte Jägerbüchse entstand in Eigenbau. Da ohne entsprechende maschinelle Ausstattung die Fertigung von Einzelteilen nicht möglich ist, kamen Rohteile diverser Amerikanischer und Deutscher Teile-Hersteller zum Einsatz. Der Schaft aus amerikanischem Nussbaum war vorgefräßt, mit ausgearbeitetem Laufbett. Schlossplatte, Gegenplatte, Schaftkappe, Ladestockhülsen und Mündungsabschluss aus Büffelhorn mussten eingepasst werden. Ebenso Schwanzschraube und Laufhaltekeile, was alleine ein Zeitaufwand von mehr als 30 Arbeitsstunden erforderte. Insgesamt waren ca. 100 Arbeitsstunden erforderlich um diese "einfache" Jägerbüchse zu fertigen. Vom Schwierigkeitsgrad betrachtet, sind die Arbeiten für das Anpassen der Verschlussschraube, Stecher-Schloss und der Schaftkappe, am anspruchvollsten. Den höchsten Zeitaufwand erforderte  das Schleifen und Polieren der Metallteile. Die Schaftbearbeitung, anpassen der Länge des Hinterschaftes,  schleifen und optisches Finish, ist eher eine Geduldsarbeit.

 

Lauf
Schloss
Stecher
Visierung
Anbauteile
Schaftholz
Kleinteile

Werkzeug und
Verbrauch-
Materialien

Green Mountain 1" in Kaliber .50 Drall 1:70 (166cm)
von "R.E. Davis" Jaeger Steinschloss, frühes traditionell  Deutsches Schloss
von "R.E. Davis" Jaeger  Stecher, Golden Age double Stecher
Diopter von D. Sturm, Kimme und Korntunnel von J. Glessmer
Schaftkappe, Abzugsbügel, Gegenplatte Schloss, aus  Feinguss unpoliert
Amerikanisches "Black Walnut wood", finish mit Tru-Oel  (Leinöl mit Trocknungs- Beschleuniger)
Schrauben, Stifte, Zündlochschraube (M8, Bohrung 1,3mm)

Bohrer und Gewindeschneider in metrisch und Zoll Abstufungen. Fräser für Schwalbenschwanz Befestigungen. Diverse Stemmeisen, Feilen und Schleifmittel für die Holzbearbeitung. Porenfüller, Holzbeitze und Schaftöl. Schleifpapier bis zu 1000 Körnung und Metallpolituren in verschieden Abstufungen. Material für die Schaftbettung und Inletteile, falls erforderlich.

Einzelteile

Schloss Jaeger  Golden Age, Schloss poliert und abgestimmt  (Hersteller R.E. Davis)



Diopter Seite und Höhe verstellbar, 6mm Vierkant, 0,5 mm Steigung (Hersteller D. Sturm)

    

Diopter montiert

Kimme,  auf 50 Meter abgestimmt (Fertigung J. Glessmer)

Stecher Deutscher Stecher (Hersteller R.E. Davis)

Schaftkappe, aufwendige schleif - und polier- Arbeiten erforderlich

Schlossausschnitt Schaft aus Amerikanisches Black Walnut Holz, nicht gebeizt

Jaegerbuechs Vollschaft aus black Walnut, Schaft mit Tru-Oel behandelt (8 Anstriche), nicht gebeitzt.

Laufmündung und Korntunnel


 
 
 

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Letzte Änderung am: 23.08.2009